Erwachsenenbildung
Donnerstag, 28. August 2025Mehr als Wissensvermittlung
Wissen vermitteln, Kompetenzen stärken
Erwachsenenbildung bedeutet für mich mehr als die Vermittlung von Wissen. Sie soll Entwicklung ermöglichen – fachlich wie persönlich.
In meiner Tätigkeit als Dozent arbeite ich mit einem klaren didaktischen Anspruch: Lernziele, Inhalte, Methoden und Leistungsnachweise sind so aufeinander abgestimmt, dass sie nicht nur Wissen abfragen, sondern den Kompetenzaufbau und die Anwendung in der Praxis fördern.
Grundlage dafür ist das Prinzip des Constructive Alignment*, das ich im Rahmen meiner hochschuldidaktischen Weiterbildung vertiefen konnte. Aktivierung, Integration, Elaboration und Reflexion gehören für mich ebenso dazu wie gezielte Impulse zur Umsetzung. Denn erst wenn Lerninhalte in Handeln übergehen, entsteht Wirkung im Berufsalltag, im Team und beim Kunden.
Lernen im digitalen Wandel: Was bleibt menschlich
Künstliche Intelligenz kann auch in der Erwachsenenbildung unterstützen – etwa bei der Strukturierung von Inhalten oder beim Generieren von Beispielen. Solche Werkzeuge sind hilfreich, aber nicht entscheidend.
Was Menschen wirklich weiterbringt, sind Fähigkeiten wie vernetztes Denken, kritisches Reflektieren und die Fähigkeit, Gelerntes eigenständig umzusetzen. Genau diese Kompetenzen sind nicht automatisierbar und stehen im Zentrum meines Verständnisses von Lernen.
Gerade in einem dynamischen Umfeld mit hoher Verantwortung, wie es viele Fach- und Führungskräfte im Gesundheitsbereich erleben, braucht es mehr als Wissen: Es braucht Orientierung, Urteilsfähigkeit und die Bereitschaft, mit Komplexität umzugehen. Genau hier sehe ich den Beitrag fundierter Erwachsenenbildung.
Haltung als Basis wirksamer Lehre
Selbst die ausgefeiltesten Methoden verpuffen, wenn Haltung fehlt. Gute Erwachsenenbildung beginnt bei der Lehrperson: Vorbereitung, Klarheit, Begeisterung, Respekt und echtes Interesse an den Teilnehmenden sind keine Extras, sondern Kern jeder Lernbeziehung. Ich verstehe mich als Lernbegleiter, der auf Augenhöhe Räume schafft, in denen Lernen gelingt und Menschen in ihrer beruflichen Entwicklung gestärkt werden.
Ein Beispiel aus meiner Praxis
In einem Workshop zur Einführung eines neuen Präsentationstools im Aussendienst zeigte sich früh: Die Herausforderung lag nicht in der Technik, sondern im Umgang mit Unsicherheit.
Statt mit der Funktionsweise zu starten, habe ich zunächst Raum geschaffen für Fragen, Vorbehalte und Erwartungen. Zum Beispiel mit dem Impuls: «Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an ein Kundengespräch mit dem neuen Tool denken?»
Diese bewusste Aktivierung zu Beginn veränderte die Dynamik: Die Teilnehmenden fühlten sich ernst genommen, reflektierten ihre Rolle und waren im Anschluss deutlich offener, sich mit der Anwendung auseinanderzusetzen. Heute – Monate später – wird das Tool im Alltag wirkungsvoll eingesetzt. Für mich ist das ein Beispiel dafür, wie Haltung, Didaktik und Vertrauen zusammenwirken, um Entwicklung zu ermöglichen.
Fazit
Nachhaltiges Lernen wirkt, wenn es Sinn stiftet, echte Kompetenzen vermittelt und in einem Umfeld von Klarheit und Vertrauen stattfindet. Als Dozent, Trainer oder Berater verfolge ich stets dasselbe Ziel: Lernen so zu gestalten, dass es nachhaltig wirkt und wirklich weiterhilft.
*Biggs, J. Enhancing teaching through constructive alignment. High Educ 32, 347–364 (1996). https://doi.org/10.1007/BF00138871
Über den Autor
Nicola Martucci ist Gründer der valimeo AG, einem Beratungs- und Trainingsunternehmen mit Fokus auf die pharmazeutische Branche. Er verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in Marketing, Vertrieb und Weiterbildung und ist heute als Berater, Interim Manager und Dozent an der HWZ Zürich tätig. Als langjähriger Prüfungsexperte der shqa teilt er hier seine Perspektive auf wirksame Erwachsenenbildung, bei der Haltung ebenso wichtig ist wie Didaktik..