TARDOC & Ambulante Pauschalen:
Mittwoch, 17. Dezember 2025Was sich ab 2026 ändert – kompakt für die Praxis
Ab 2026 steht die Schweizer Gesundheitsbranche vor einem grundlegenden Wandel: Mit TARDOC und den neuen ambulanten Pauschalen wird die bisherige Abrechnungsstruktur TARMED abgelöst. Was bedeutet das für Ärzt:innen, Praxen, Spitäler und die Pharmaindustrie?
1. Hintergrund & Motivation
Nach über 20 Jahren TARMED kommt nun Bewegung ins System: Die Revision war dringend nötig, um eine faire, aktuelle und sachgerechte Vergütung sicherzustellen. Die neuen Strukturen wurden gemeinsam mit Tarifpartnern, Fachgesellschaften und dem Bundesrat entwickelt – und sind ab 1. Januar 2026 verbindlich.
2. Die wichtigsten Neuerungen im Überblick
- Minutentakt statt 5-Minuten-Blöcke: Leistungen werden künftig minutengenau abgerechnet. Das schafft mehr Transparenz und Fairness und erfordert eine Anpassung der Praxisprozesse und präzisierte Abrechnung.
- Ambulante Pauschalen: 315 Pauschalen decken künftig operative und komplexe Leistungen ab. Medikamente, Materialien und Implantate sind darin inkludiert und können nicht mehr separat abgerechnet werden.
- Jährliche Updates: Die Tarifstrukturen werden laufend weiterentwickelt, um neue Leistungen und Kostenbestandteile sachgerecht abzubilden.
- Kostenneutralität & Obergrenzen: Der Bundesrat hat strenge Vorgaben gemacht: Die Gesamtkosten dürfen pro Jahr maximal um 4% steigen. Zudem wird für eine Folgeversion eine Obergrenze für das Taxpunktvolumen pro Arbeitstag eingeführt.
3. Was bedeutet das für die Praxis?
- Mehr Effizienz, aber auch mehr Komplexität: Die minutengenaue Abrechnung erfordert flexible Prozesse und eine sorgfältige Dokumentation. Standardisierte Zeitblöcke sind nicht mehr empfehlenswert.
- Neue Chancen für die Grundversorgung: Haus- und Kinderärzte profitieren von spezifischen Kapiteln und einer qualitativen Aufwertung.
- Chronic Care Management: Speziell ausgebildete MPKs können künftig Beratungsleistungen in Delegation des Arztes erbringen – vorausgesetzt, die entsprechenden Ausbildungen sind vorhanden.
- Pauschalen und ihre Tücken: Die Pauschalen sind ein politischer Kompromiss – sie bringen Vorteile, aber auch Herausforderungen. Die Pauschalen haben in den nächsten Jahren sicherlich einen grossen Überarbeitungsbedarf.
4. Auswirkungen auf die Pharmaindustrie
- Veränderte Gesprächsrealitäten: Pharmaberater:innen müssen sich auf neue Anforderungen einstellen. Die Vorteile eines Medikaments oder Produkts müssen im Kontext der Pauschalen und des TARDOC-Systems kommuniziert werden.
- Preisdruck & Margen: Da Medikamente und Produkte in Pauschalen inkludiert sind, steigt der Druck auf Lieferanten und Hersteller. Günstigere Alternativen und Rabatte werden wichtiger.
- Innovationen brauchen Geduld: Neue Leistungen oder Produkte können nur jährlich in die Tarifstruktur aufgenommen werden – der Weg von der Idee bis zur Vergütung dauert mindestens zwei Jahre.
5. Praktische Tipps & Ausblick
- Update der Praxis-IT: Die Umstellung erfordert ein Update des Praxisinformationssystems und eine Anpassung der Abrechnungsprozesse.
- Fragen & Austausch: Die Webinare haben gezeigt: Der Dialog zwischen allen Beteiligten ist entscheidend. Nutzen Sie die Informationsplattformen der FMH und shqa, um sich laufend zu informieren und offene Fragen zu klären.
- Blick nach vorn: Die Tarifpflege bleibt dynamisch. Wer sich frühzeitig mit den neuen Strukturen auseinandersetzt, kann Fehler vermeiden und Chancen nutzen.
Fazit: TARDOC und die ambulanten Pauschalen bringen frischen Wind ins Schweizer Gesundheitswesen. Die Umstellung ist anspruchsvoll, bietet aber auch die Chance, Prozesse zu optimieren und die Versorgung weiterzuentwickeln. Bleiben Sie informiert, tauschen Sie sich aus und gestalten Sie die Zukunft aktiv mit!